Interviews und Extras

«Die Tiermagierin»: Bonuskapitel «Kost»

Hast du einen Liebling unter den Assassinen? Wir im KYSS-Team sind ja heimliche Fans von Kost. Stets ruhig und kontrolliert – da wartet man doch förmlich auf eine Explosion, oder? Und seine Beziehung zu Noc ist einfach herzzerreißend. Deswegen freuen wir uns sehr, dass Maxym M. Martineau ein Bonuskapitel aus seiner Perspektive geschrieben hat. Achtung, das Kapitel enthält leichte Spoiler für Band 1 der Tiermagierin. Diese Szene findet statt, kurz nachdem Kost seinen Poi von Leena bekommen hat – aber vertrauen tut er ihr deshalb noch lange nicht!

Kost - Das Bonuskapitel zur Tiermagierin

Bonuskapitel «Kost»

Meine Füße stampften über den Boden, als ich zwischen dem Fuß des Bettes und dem Ottomanen hin- und hermarschierte. Calem und Ozias waren ohne Zweifel unterwegs, um etwas zu trinken. Sie hatten nicht die geringste Ahnung, in welcher Gefahr ihr Gildenmeister grad sein könnte.
Noc war natürlich problemlos in der Lage, mit unseren Auftraggebern ohne meine Hilfe fertig zu werden. Und doch machte es mich nervös, ihn allein zum Nächtlichen Narren gehen zu lassen. Sicher, er konnte nicht physisch verletzt werden, da er schattenwandeln würde, während sein Körper hier zurückblieb. Aber wer wusste schon, wie hinterhältig unsere Auftraggeber waren. Wir mussten ihnen Leenas Überreste zügig übergeben, andernfalls würden wir uns bald Tierwesen gegenüber sehen, die genauso tödlich waren wie wir.
«Ts.» Ich schüttelte den Kopf, als ich mich daran erinnerte, wie Iky mich gefangen gesetzt hatte. Ich war zu arrogant gewesen. Ich hätte Leena länger beobachten müssen, bevor ich zuschlug, um genau zu wissen, was auf mich zukam. Dann wären wir gar nicht erst in dieser unglücklichen Situation.
Seufzend ließ ich mich in die Kissen des Ottomanen sinken. Mein Blick schweifte durch den Raum. Ich hatte meine Sachen ausgepackt, sobald wir hier angekommen waren, daher hatte ich nichts zu tun, während die anderen beschäftigt waren. Ein dickes Buch mit einem roten Einband lag auf dem Nachttisch – ein wenig leichte Lektüre, die ich mitgenommen hatte, für den Fall dass wir wie jetzt etwas Zeit übrig haben sollten.
Doch solange Noc fort war, um unseren Auftraggebern Folgsamkeit vorzuspielen … Keiner Geschichte konnte es gelingen, mich davon abzulenken.
Ich hätte für diese Situation vorausplanen sollen. Aber wie? Abwesend strich ich über meine Tunika und stockte, als meine Finger die schlüsselförmige Ausbuchtung in meiner Brusttasche ertasteten. Leena hatte erwähnt, dass der Poi zwei Minuten in die Zukunft sehen konnte. Die meisten mochten das für eine winzige Zeitspanne halten, aber mir war nur zu bewusst, was zwei Minuten bewirken konnten. Es war genug Zeit, um jemandes Meinung zu ändern. Es war genug Zeit, um zu verhindern, dass eine Klinge ihr Ziel fand. Es war genug Zeit, um ein ganzes Leben voller Misstrauen abzuwenden.
Ich biss die Zähne zusammen und verdrängte die Erinnerung an meine Vergangenheit, um mich stattdessen auf unser aktuelles Problem zu konzentrieren. Zwei Minuten wären genug Zeit gewesen, um nicht von Iky gefangen zu werden.
In der jetzigen Situation, mehr als je zuvor, konnten wir diesen Vorteil gebrauchen. Also musste ich üben. Ich fischte den Schlüssel aus meiner Tasche, hielt ihn vor mir hoch und dachte an mein Tierwesen. Ich hörte, mehr als dass ich sah, wie sich die Tür zum Reich der Tierwesen öffnete. Ein Knarren hallte durch das Zimmer, und nach einem Aufblitzen von Licht erschein mein Poi.
«Felicks», sagte ich anstelle eines Grußes und steckte den Schlüssel wieder in meine Brusttasche. Er ließ sich auf seine Hinterläufe nieder und betrachtete mich mit neugierigen kaffeebraunen Augen. Der amethystfarbene Kristall auf seinem Kopf trübte sich, als er sich mit Rauch füllte, ein Zeichen, dass der Poi gerade in die Zukunft sah. Leena war bewusstlos geworden, bevor ich sie hatte fragen können, wie genau diese Magie funktionierte. Das heutige Training würde wohl aus Herumprobieren bestehen. Nur wie genau sollte ich anfangen? Wie konnte ich ihn dazu bringen, seine Visionen mit mir zu teilen?
Der Rauch in der Kristallkugel löste sich auf, und Felicks legte den Kopf auf die Seite.
«Du wartest darauf, dass ich es endlich kapiere, nicht wahr?» Auf meiner Hand erwachte zwar kein Tiermagiersymbol zum Leben, aber ich konnte trotzdem das unsichtbare Band zwischen uns spüren. Es war ein leichtes, warmes Prickeln, das in meiner Handfläche begann und bis in die Fingerspitzen strahlte. Das war unerwartet – aber wie sollte es auch anders sein, wenn es außerhalb der Bestiarien der Tiermagier kaum Informationen über magische Wesen und ihre Eigenschaften gab. Dieses Gefühl war so gar nicht vergleichbar mit der kühlen Stille, mit der mich meine Schatten willkommen hießen. Aber es war ebenso angenehm. Es gab mir Sicherheit.
Felicks wartete bewegungslos. Zumindest wirkte er geduldig. Musste ich ihm vielleicht nur befehlen, seine Visionen mit mir zu teilen? Konnte es so einfach sein?
«Felicks, zeig mir, was zwei Minuten in der Zukunft passiert.»
Der Poi hatte keine Augenbrauen, aber bei dem Blick, den er mir jetzt zuwarf, wären sie mit Sicherheit ungläubig in die Höhe gezogen gewesen.
«Es ist vernünftig, die offensichtlichste Option zuerst auszuschließen», murmelte ich.
Ich nahm meine Brille ab und begann, sie nachdenklich mit einem Tuch aus meiner Tasche zu polieren. Ich wusste so gut wie nichts über die Erziehung von normalen Tieren, geschweige denn magischen. Ozias hatte mir mal von dem Hund erzählt, den er als Kind hatte, und wie er ihm mit Hilfe von Schinkenstückchen beigebracht hatte, auf Kommando zu bellen. Felicks schien deutlich intelligenter als ein durchschnittlicher Hund, aber vielleicht konnte man auch ihn mit Essen motivieren? Während ich meine Brille wieder aufsetzte, stand ich auf und ging zu der Kommode aus Bambusholz hinüber. Dort, sorgfältig zwischen meinen Tuniken verwahrt, befand sich ein Säckchen mit Tierwesenleckerlis aus Blaubeeren, die ich gekauft hatte, als ich Proviant für unsere Reise besorgt hatte. Einen Schwarzmarkthändler aufzutreiben, der solch seltene Waren vertrieb, war aufwendig gewesen, aber nicht unmöglich.
Ich hatte mit etwas mehr Auswahl erhofft – er hatte nur Apfel und Blaubeere im Angebot, und von beidem sogar nur je eine Portion –, aber es war besser, vorbereitet zu sein, falls Leena etwas Derartiges für eine Zähmung benötigte.
Mit dem Säckchen in der Hand kehrte ich zurück zum Ottomanen und klopfte einladend auf den Platz neben mir. «Komm her.»
Das verstand Felicks anscheinend. Er hüpfte auf das weiche Kissen und machte es sich bequem, ohne dabei den Blick von dem kleinen Sack in meinen Händen abzuwenden. Ich knotete den Verschluss auf und nahm eines von den runden, weichen Leckerlis zwischen Zeigefinger und Daumen.
«Versuchen wir es noch mal. Felicks, zeig mir die Zukunft.»
Dieses Mal erschien Rauch in der Kugel und wirbelte umher, als mein Tierwesen schnaufte. Sein Schwanz wedelte hin und her. Ich hielt das Leckerli noch außerhalb seiner Reichweite, während ich mich auf die Kugel konzentrierte und auf die unbekannte Zukunft, die sich darin zusammenbraute. Ich wusste nicht, was ich erwarten sollte. Eine Stimme in meinem Kopf? Bilder, die vor meinem inneren Auge erschienen? Ich hielt den Atem an, bis der Rauch sich auflöste. Die Zukunft stand fest, aber ich hatte immer noch keine Ahnung, wie sie aussah. Muss ich die Kugel berühren? Ich ließ die Finger meiner freien Hand vorsichtig über die glatte Oberfläche auf seiner Stirn gleiten. Das Band zwischen uns meldete sich, die prickelnde Wärme in meiner Handfläche verstärkte sich.
Aber trotzdem: keine Visionen.
Felicks stupste meine Hand an, seine Nase kalt an meiner Haut. Ein leises Winseln drang aus seiner Kehle.
«Ach, schon gut.» Ich warf ihm das Leckerli zu, und er fing es mit beindruckendem Geschick auf. Es war mit einem Haps verschwunden, dann starrte er wieder hingebungsvoll den Sack auf meinem Schoß an. Mit Futter konnte man ihn eindeutig motivieren. Fragte sich nur, ob ich ihn so dazu bringen konnte, seine Visionen zu teilen.
«Ich habe nicht die Absicht, dich zu einem Feinschmecker werden zu lassen.» Ich strich unter seinem Kinn entlang, und er schnaufte wieder – ob das ein Zeichen war, dass ihm die Berührung gefiel oder meine Aussage missfiel, konnte ich nicht sagen. Aber es löste etwas Seltsames in mir aus – eine Enge in meiner Brust, die nicht unbedingt unangenehm war.
Mit einem Seufzen holte ich ein weiteres Leckerli hervor. Dieses Mal nahm er es vorsichtig aus meiner Hand.
«Ich hatte noch nie zuvor ein Haustier. Du wirst Geduld mit mir haben müssen.» Meine Finger wanderten wie von allein über seinen Kopf, und als ich den Punkt zwischen seinem Ohr und der Kugel erreichte, lehnte er sich in die Berührung. Ich spürte das Lächeln auf meinem Gesicht. «Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal mit einem Tier reden würde, aber hier sind wir nun.»
Für eine Weile saß ich einfach da, streichelte über seinen Rücken und studierte die Kugel auf seinem Kopf. Sie wurde alle zwei Minuten trüb und klärte sich kurz darauf wieder. Und obwohl die Wärme in meiner Hand mit jeder Sekunde konstanter wurde, tauchten keine Visionen auf.
Leena ist wahrscheinlich in ihrem Zimmer. Ich sollte sie fragen. Doch ich zuckte vor diesem unwillkommenen Gedanken zurück. Wenn ich sie das nächste Mal sah, würde ich ohne Zweifel detaillierte Instruktionen verlangen. Aber ohne Not zu ihr zu gehen? Das Letzte, was wir gebrauchen konnten, war, abhängig zu werden von der Person, die wir töten sollten. Nein, fürs erste würde ich es weiter allein versuchen.
Mit einem fast lautlosen Brummen ließ ich meinen Blick durch den Raum wandern. Die Kerzen auf dem Nachttisch verbreiteten ein sanftes Licht und tauchten den Raum in flackernde Schatten. Alles war in sanften Beigetönen eingerichtet mit taubenblauen Akzenten und hier und da ein bisschen kräftiges Gelb, zum Beispiel in dünnen Streifen in der Wolldecke am Fußende des Bettes. Die Fenster waren offen und ließen eine leichte Brise herein. Die Luft war immer noch warm, obwohl sich der Himmel bereits verdunkelte. Die durchsichtigen Vorhänge bauschten sich an dem quadratischen Tisch und den zwei Stühlen, die vor den Fenstern standen. Ein Spiel mit einem karierten Brett und glatten ovalen Spielsteinen, ebenholzschwarz auf der einen Seite und elfenbeinweiß auf der anderen, wartete auf dem Tisch.
Vielleicht bringt mich eine Partie Duellschach auf neue Ideen.
Ich hob Felicks auf meine Arme und ließ mich auf einem der zwei Stühle nieder. Felicks schien es nicht zu stören, dass ich die Leckerlis auf dem Ottomanen zurückgelassen hatte, solange ich mit dem Streicheln fortfuhr.
«Verrat mir, werde ich dieses Spiel gewinnen?»
Ich richtete die Frage an mein Tierwesen, und es reagierte, indem es sich bequemer auf meinem Schoß zurechtsetzte, mit dem Rücken zu meiner Brust, sodass er das Spielbrett anstarren konnte. Keine Vision. Ich hatte auch nicht wirklich damit gerechnet, die meisten Partien Duellschach dauerten eine gute Stunde.
Auf jedem runden Spielstein war ein Symbol eingeritzt, das den Rang des Steins darstellte. Ein magisches weißes Licht funkelte aus den Symbolen, als ich die Steine berührte. Wäre ein anderer Spieler anwesend, wären die Steine leblos geblieben. Aber jetzt wartete ich darauf, dass sich die elfenbeinfarbenen Steine auf der anderen Seite sortierten, bewegt von einer unsichtbaren Kraft. Eine die von jedem meiner Züge lernen und immer besser werden würde, je länger das Spiel andauerte.
Als der Herausforderer machte ich den ersten Zug und setzte einen meiner ebenholzschwarzen Bauern ein Feld vorwärts. Felicks Ohren zuckten, und er betrachtete meine Hand mit derselben starren Aufmerksamkeit wie zuvor die Leckerlis. Rauch tauchte in der Kugel auf.
«Magst du Spiele?», fragte ich, während ich versuchte, mein Tierwesen und den weißen Bauern, der nach vorn rückte, gleichzeitig im Auge zu behalten. Das Ziel von Duellschach war es, den König durch strategische Manöver Schachmatt zu stellen und auf dem Weg dorthin die wichtigsten Spielsteine zu eliminieren. Meine Finger strichen über die ovalen Steine, bevor ich einen weiteren Bauern wählte und ihn nach vorn bewegte. Mein Plan war es, einen Schutzschild zu schaffen, hinter dem mein Bogenschütze hervorbrechen konnte. Nach dem Zug legte ich die Hand wieder auf Felicks weiches Fell und streichelte seinen Rücken hinunter.
Die Kugel auf Felicks Stirn klärte sich. Für einen winzigen Moment sah ich, wie ein weißer Stein mit dem Drachensymbol vorzog. Nicht, weil das tatsächlich passierte – auf dem Feld war noch kein Platz für diesen Zug –, sondern weil das Bild in meinem Kopf auftauchte. Es war wie eine sehr detaillierte Skizze, nein, mehr noch wie zwei oder drei, die sich in rascher Folge vor meine Augen schoben, unverbunden und schwer zu greifen. Ein scharfer Stich bohrte sich in meine Schläfe, während ich versuchte, das fremde Bild zu erfassen, und Wärme in meiner Hand aufblühte.
Und dann war es weg.
Nach drei weiteren Zügen bewegte sich der Drache und schlug meinen Bogenschützen. Meine Finger erstarrten auf dem Rücken meines Tierwesens.
«Felicks”, sagte ich mit leiser Stimme. Er sah mich erwartungsvoll an und schob seine Schnauze unter meine Hand, weil er gekrault werden wollte. «Warst du das?»
Er stieß ein kaum hörbares Bellen aus. Eine Bestätigung, und mein Herz ging auf. Unfähig, das Grinsen zu unterdrücken, das sich auf meine Lippen stahl, löste ich meinen Blick vom Spielfeld und konzentrierte mich allein auf mein Tierwesen. Ich hatte nicht die geringste Idee, wie er das Bild in meinen Kopf projiziert hatte – oder vielmehr wusste ich nicht, wie ich es empfangen hatte. Aber das hatte ich.
Und das war ein Anfang.
Anstatt über meinen nächsten Zug nachzudenken, wartete ich, bis Rauch in Felicks Kugel erschien.
«Versuchen wir das noch mal, ja?» Ich betrachtete fasziniert die undeutbaren Nebelwirbel und wartete darauf, dass sie sich lichteten. Es dauerte nur einen Moment, bis der kristallklare Amethyst wieder erschien.
Genau wie zuvor ließ ich meine Finger über seinen Rücken gleiten. Der Poi schloss zufrieden die Augen, und wieder trafen mich ein schmerzhafter Stich in der Schläfe und ein Aufblitzen von Bildern. Es waren noch keine zwei Minuten in der Zukunft – wir hatten grad erst angefangen, uns zu verbinden –, aber es war trotzdem die Zukunft.
Dieses Mal hatte er mir eine meiner eigenen Spielfiguren gezeigt, die meinen Gegner dazu veranlassen würde, den weißen Streitwagen vorzuziehen. Den ich dann mit meinem Prinzen würde ausschalten können.
Ich zog meine Steine in Position und wartete, während meine Finger in sanften Kreisen das Fell hinter Felicks Ohren massierten. Wenn der Streitwagen jetzt noch drei Felder nach vorn zog … wenn er meinen vordersten Bauern schlug und sich dabei selbst für einen Angriff durch meinen Prinzen offen ließ …
Der Streitwagen bewegte sich vorwärts, stieß meinen Bauern zur Seite und beanspruchte einen Platz auf meiner Seite des Spielfeldes für sich.
Vor lauter Aufregung stand ich so schnell auf, dass Felix beinahe von meinem Schoß runterfiel. Aber er musste auch das vorausgesehen haben, denn er sprang geschickt zu Boden, und zwar den Bruchteil einer Sekunde, bevor ich hochschnellte. Mit einem genervten Blick schwang er seinen Schwanz vor und zurück, während er darauf wartete, dass ich mich wieder beruhigte.
«Verzeihung.” Meine Stimme war nur ein atemloser Hauch. «Das ist unglaublich.»
Die Rädchen in meinem Hirn begannen, sich zu drehen, als ich eine Strategie für den Rest des Spiels entwarf. Ich würde das Feld beobachten und unterschiedliche Züge in Betracht ziehen, aber erst eine konkrete Entscheidung treffen, wenn ich Felicks Visionen gesehen hatte. Die ganze Zeit würde ich den physischen Kontakt zu meinem Tierwesen aufrechterhalten, damit unsere Verbindung so stark wie möglich blieb. Ich würde erst einen Zug tun, wenn ich wusste, was mein Gegner vorhatte.
Er ist einfach großartig. Mein Blick fuhr wieder zu meinem Tierwesen, der immer noch geduldig auf dem Boden saß. Nur dass er dann den Mund aufriss, alle seine spitzen Zähne zeigte und ausgiebig gähnte. Die Wärme in meiner Hand zog sich etwas zurück. Nur ein bisschen, aber genug, um bemerkbar zu sein, als würde die Wärme in die Mitte meiner Handfläche kriechen.
Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. «Bist du müde?» Ich streckte meine Finger, um die Wärme zu ermutigen, sich wieder auszubreiten, aber nichts passierte. Felicks blinzelte nur. Nun ja, es war logisch, dass er sich ausruhen musste.
Ich warf einen Blick auf das Spielbrett. Es juckte mich zwar in den Fingern, das Spiel mit Felicks an meiner Seite zu beenden, aber sein Wohlbefinden war meine oberste Priorität.
Er würde mir in der Zukunft nicht helfen können, wenn ich mich in der Gegenwart nicht um ihn kümmerte. Ich könnte ihn ermutigen, in meinem Schoß zu schlafen – ich gewöhnte mich langsam an das Gefühl, seinen kleinen Körper warm auf meinen Beinen zu spüren –, aber etwas sagte mir, dass nur das Refugium, das Reich der Tierwesen, ihm die Erholung bieten konnte, die er brauchte. Eines Tages könnte er sich vielleicht an mich kuscheln, während ich las oder schlief, aber noch waren wir nicht soweit.
«Das reicht für heute.» Ich holte den Schlüssel aus der Brusttasche meines Hemdes und hielt ihn vor mich. «Das hast du gut gemacht.”
Felicks stand auf, kam zu mir und rieb seinen Kopf an meiner Wade. Eine ungewohnte, aber nicht unwillkommene Wärme rührte sich in meiner Brust. Ich war ohne Zweifel darauf vorbereitet, die Verantwortung für ein Tierwesen zu übernehmen, aber diese weichen Gefühle waren eine Überraschung. Ich freue mich schon, ihn wieder zu mir zu rufen. Seine Ohren zuckten, als sich die unsichtbare Tür zum Refugium mit einem Ächzen öffnete, und dann verschwand er. Zurück in sein Zuhause, um sich zu erholen. Den Schlüssel steckte ich wieder zurück in meine Tasche.
Es gab immer noch so viel zu lernen. So viel zu entdecken.
Der Gedanke brachte ein Lächeln auf meine Lippen. Ich würde immer noch eine Liste mit Fragen für Leena erstellen, aber zumindest hatte ich das hier selbst geschafft.
Wir hatten das geschafft. Felicks und ich.
Und mit seiner Hilfe würde ich sicherstellen, dass meine Brüder und ich – dass Noc – immer vorbereitet sein würden, egal welcher Gefahr wir gegenüberstanden.

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